Brustkrebs

 Stefan P. verlor schon Großmutter und Schwester durch Brustkrebs – jetzt zittert er um seine Töchter

…Die Frauen in der Familie von Stefan P. holt der Tod früh. Die Großmutter des Lüneburgers starb mit Mitte 60, seine Schwester wurde nur 33. Sie erlagen dem Brustkrebs und beide trugen das mutierte Gen BRCA1 in sich.Auch die Töchter von Stefan P. sind in Gefahr. Das Test-Ergebnis ist eindeutig: Das Krebs-Gen ist auch in ihnen. Ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, beträgt bis zu 85 %. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs (ca. 40 %). So steht es im Befund. Die Ältere der beiden, gerade 27 Jahre alt, will sich jetzt beide Brüste entfernen und wieder aufbauen lassen. Die jüngere will später nachziehen. Beide wollen sich vorbeugend operieren lassen. Ähnlich wie US-Kinostar Angelina Jolie, deren Tragödie weltweit Schlagzeilen machte. Wie so ein Eingriff abläuft, hat sich Stefan P. von einem Arzt genau erklären lassen: „Ich wollte wissen, was auf meine Töchter zukommt.“ Die Ärzte schneiden die Brustwarze ab, „entkernen“ die Brust, indem sie das Drüsengewebe entfernen, schaben die Haut von innen ab, damit keine einzelne gefährliche Zelle bleibt. Dann verstärken sie die Innenwände mit Schweinehaut, setzen Silikonimplantate ein. Zum Schluss werden die Brustwarzen wie Deckel wieder drauf gesetzt. Zurück bleiben nur winzige Narben und die Hoffnung, dem möglichen Krebstod entronnen zu sein. Ganz sicher ist das allerdings nicht. Nach einer solchen etwa zehnstündigen Operation soll das Risiko der sogenannten Hoch­risiko-Patientinnen immer noch bei ca. 5 Prozent liegen. Auch kann es bei jeder OP unter Voll­narkose zu Komplikationen wie Blutungen, Infektionen, Herz- und Kreis­lauf-Störungen kommen.Man schätzt, dass etwa 5 bis 10 Prozent aller bösartigen Brusttumore auf der Grundlage einer ererbten Veranlagung – wie im Falle von Angelina Jolie – entstehen. Für die Hälfte dieser erblichen Erkrankungs­fälle sind Mutationen zweier Gene verantwort­lich: BRCA1 und BRCA2. BRCA steht für breast-cancer, das eng­lische Wort für Brust­krebs. Mittlerweile weiß man, dass diese Mutationen weitervererbt werden können, und zwar durch Frauen UND Männer. Mediziner gehen davon aus, dass acht von zehn Frauen mit genetischer Veranlagung im Laufe ihres Lebens an Brust­krebs erkranken. Auch das Risiko für Eier­stock­krebs gilt bei solch einer Genmutation als erhöht. Ein spezieller Gentest kann klären, ob eine Frau betroffen ist. Vorbeugende chirurgische Eingriffe, wie sie die Töchter von Stefan P. noch vor sich haben, sind zweifellos die radikalste Art der Prävention. Und darum auch umstritten. Der Busen ist danach taub, für manche Frauen besonders beim Sex ein Problem. Einige Frauen, die ein genetisch erhöhtes Brust­risiko haben, lassen sich nach Abschluss ihrer Familien­planung unter Voll­narkose auch die Eier­stöcke entfernen, die ebenfalls risikobehaftet sind. Nach einer Entfernung der Eier­stöcke sind die Frauen aber unfrucht­bar und sie kommen schlag­artig in die Wechsel­jahre. Das kann negative Folgen für den Hormon­haushalt haben. Eierstockkrebs ist besonders schwer im Frühstadium zu erkennen, wenn er noch heilbar wäre. Selbst wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist, zeigen sich oft keine Anzeichen im Blut (Tumormarker). Bei Dreiviertel der Patientinnen wird Eierstockkrebs erst sehr spät diagnostiziert. Eine Chemotherapie ist dann in der Regel unausweichlich. Es gibt Alternativen zur OP, aber die verlangen Frauen mit hohem Krebs­risiko sehr viel ab. Vor allem Disziplin und emotionale Stärke. Eine intensive und eng getaktete Früh­erkennung ist dann essenziell wichtig. Angeraten werden ärzt­liche Tast- und Ultra­schall­unter­suchungen alle sechs Monate, ab dem Alter von 25 Jahren. Empfohlen ab 25 Jahren werden außerdem eine jähr­liche Kern­spintomografie der Brust sowie ab 30 Jahren mindestens einmal pro Jahr eine Mammografie. Stefan P.: „Meine Töchter, meine Frau und ich – wir alle saßen gemeinsam bei dem behandelnden Arzt, der später auch operieren wird. Da wurden die Vor- und Nachteile einer ‚radikalen Lösung‘ genau besprochen. Schließlich entschieden sich meine Kinder für die OP und wir unterstützen das jetzt voll. Sie sagten, sie wollen nicht länger jeden Tag mit der Angst leben. Auch wenn ein solch schwerer Eingriff das Krebsrisiko nur minimiert und es schlimme Nebenwirkungen geben kann, es erhöht auf der anderen Seite die Chance deutlich, den Spaß am Leben wiederzugewinnen. Wir sind wieder optimistisch!

Schockdiagnose Brustkrebs

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Man geht davon aus, dass etwa jede 10. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt. Brust­krebs tritt auch wesentlich früher auf als die meisten anderen Krebs­arten. Laut Robert-Koch-Institut erkrankt die Hälfte der betroffenen Frauen vor dem 65. Lebens­jahr, jede zehnte ist bei Diagnose­stellung jünger als 45 Jahre.

Risikofamilie: Für wen kann ein Gentest sinn­voll sein?

Bei bestimmten Familien­konstellationen kommt eine genetische Unter­suchung in Betracht. Ein familiäres Risiko besteht, wenn in einer Linie der Familie:

  • mindestens 3 Frauen an Brust­krebs erkrankt sind
  • mindestens 2 Frauen an Brust­krebs erkrankt sind, davon eine unter 50 Jahre
  • mindestens 1 Frau an Brust­krebs und 1 Frau an Eier­stock­krebs erkrankt sind
  • mindestens 2 Frauen an Eier­stock­krebs erkrankt sind
  • mindestens 1 Frau an Brust- und zugleich Eier­stock­krebs erkrankt ist
  • mindestens 1 Frau mit 35 Jahren oder jünger an Brust­krebs erkrankt ist
  • mindestens 1 Frau mit 50 Jahren oder jünger an beidseitigem Brust­krebs erkrankt ist
  • mindestens 1 Mann an Brust­krebs und eine Frau an Brust- oder Eier­stock­krebs erkrankt sind

Krankenkasse kontaktieren

Die Kosten für die Genanalyse per Bluttest werden in der Regel übernommen, wenn eine familiäre Vorbelastung besteht. Bestätigt die Genanalyse einer Frau, dass sie zu einer Hochrisikogruppe zählt und entscheidet sie sich nach intensiver Beratung sowie Unter­suchung durch Spezialisten zu einer vorsorglichen Brust­amputation, tragen die Kassen grundsätzlich auch diese Kosten. Allerdings handelt es sich um Einzel­fall­entscheidungen. Das betrifft auch die finanzielle Über­nahme für den anschließenden Brust­aufbau.

Im Alter steigt die Gefahr

Die Mammographie ist eine der wichtigsten Untersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs und wird im Rahmen des Mammographie-Screening-Programms an streng kontrollierten Geräten durchgeführt. Das Fachpersonal ist dafür speziell geschult. Bei 50- bis 54-jährigen Frauen, die das erste Mal die Untersuchung durchführen lassen, findet das Screening bei sechs von 1000 Frauen Brustkrebs. Mit höherem Alter steigt die Entdeckungsrate kontinuierlich an und ist am höchsten für die Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen.

Wie umgehen mit dem Krebs-Gen?
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