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Snus, Badesalze & Co – Legale Drogen und die folgen für die Gesundheit

Kennen Sie Snus? Wenn nicht, fragen Sie doch ihre Kinder. Viele Jugendliche greifen zu dem Zeug, weil es angeblich cool ist und manche Sportler auch ganz heiß darauf sind. Snus kommt aus Schweden und wird daher auch schwedisch ausgesprochen, also „Snüs“. Ganz süß also, möchte man meinen. Doch Snus ist alles andere als das.

Snus ist eine legale Droge und wird in Dosen verkauft, die entweder kleine Beutelchen oder losen Tabak mit jeweils unterschiedlichen Mengen an Nikotin enthalten. Es besteht hauptsächlich aus fein gemahlenem Tabak, den die Hersteller mit Wasser, Feuchthaltemittel, Salz und Aromastoffen behandeln. Das Salz hat die Funktion, den Tabak dem PH-Wert im Mund anzupassen. Dadurch können die Schleimhäute die Inhaltsstoffe besser resorbieren. Die Aromastoffe sollen über den Tabakgeschmack hinwegtäuschen. Der Verkauf des Lutsch-Tabaks, der zwischen Lippe oder Wange auf das Zahnfleisch geschoben wird, wo der Speichel ihn in einen braunen Saft verwandelt, ist in Deutschland illegal – der Konsum hingegen nicht. Vor allem Fußballer, Vorbilder für viele Kids, scheinen Snus zu lieben.

Bundesligaprofis gehören zu den Snus-Fans genauso wie Provinzkicker aus Lüneburg. Der Autor dieses Textes sprach mit zwei Lüneburger Spielern, die beide sogar etwas Geld verdienen mit ihrem Sport. Sie geben den Snus-Gebrauch ganz offen zu: „Ist doch nix dabei“, meinte der eine. „Völlig harmlos“, sagt der andere. Allerdings gibt er auch zu: „Es kommt schon vor, dass das Zahnfleisch wie die Hölle zu brennen anfängt und der Schweiß rinnt. Aber wenn das vorbei ist, kommt man richtig gut drauf und spielt übrigens auch besser.“

Dass Snus wirklich so harmlos ist, glaubt man selbst in Schweden, dem einzigen Land in der EU, in dem der Oraltabak legal gekauft werden kann, nicht mehr. Es mehren sich auch hier die kritischen Stimmen. Die große Lobby der Befürworter wehrt sich allerdings heftig gegen erste Verbotsaufrufe. Snus ist in dem skandinavischen Land bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert verbreitet.

In Deutschland ist die Medizin sich ziemlich einig: Die Trend-Droge putscht auf, stärkt die mentale Aufnahmefähigkeit, verursacht aber eine starke Abhängigkeit, wird Ingo Froböse, Professor für Sportrehabilitation und Prävention an der Sport-hochschule Köln, von der „Zeit“ zitiert. Gefährlich wird’s, wenn maßlos konsumiert wird, was leider unter Kindern und jungen Erwachsenen oft geschieht. Manche „Snus“-Beutel enthielten immerhin 44 Milligramm oder mehr Nikotin, das sind drei bis vier Zigaretten auf einmal. Was viele zudem außer Acht lassen, ist, dass Snus-Produkte schwedischer Erzeuger strengeren Standards unterliegen, um die Schadstoffe gering zu halten. Asiatische Produkte hingegen, mit einem Klick per Internet zu bekommen, enthalten einen Tausendfach so hohen Schadstoffgehalt.

Bereits 2007 fanden Forscher des schwedischen Karolinska-Instituts heraus, dass Snuskonsumenten neben noch recht harmlosen Folgen wie Zahnfleischschwund, verfärbten Zähnen oder Zahnverlust auch mit einem erhöhten Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs leben müssen. US-Wissenschaftler bestätigten das in einer Studie aus 2015. Genau wie auf Zigarettenpackungen gibt es auf den Snus-Dosen inzwischen den Warnhinweis, dass „dieses Tabakprodukt“ der Gesundheit schaden kann. Hilft ein Konsum-Verbot? Eher wohl Aufklärung. Denn neben Snus gibt es reichlich andere Substanzen im Netz, die eine entstehende Lücke füllen würden. Die sogenannten Legal Highs zum Beispiel, die als vermeintliche legale und harmlose Rauschmittel beworben werden, und online ganz einfach ins Haus bestellt werden können. Und vermutlich oft weitaus schädlicher für die Gesundheit sind als der gelutschte Tabak aus Schweden. Fachleute warnen vor diesen psychoaktiven Substanzen (NPS), die teilweise stärker als etwa Cannabis oder andere herkömmliche Drogen wirken können. Sie werden im Netz zum Beispiel als Kräutermischung, getarnt als Badesalz oder Lufterfrischer angeboten, und tragen dort Namen wie   „Party Beast“ „Bonzai Summer Boost“ oder auch „Amazonas Vanilla“. Wer solche Drogen im Internet bestellt, weiß nicht, was er bekommt und wie die Wirkung ausfallen wird. Das ist wie eine große Black Box. Schon Rattengift ist in Legal Highs entdeckt worden. Nach Erkenntnissen der Polizeigewerkschaft GdP wurden allein im vergangenen Jahr mindestens 60 neue, zum Teil hochgefährliche Wirkstoffe erstmals auf dem deutschen Markt festgestellt. Als besonders experimentierfreudige Nutzer der Legal Highs gilt übrigens die Gruppe der 16- bis 25-jährigen. Und genau diese Altersgruppe steht auch beim Snus-Gebrauch an der Spitze … (RT)

Wie eine grosse Black Box
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