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Das Leid der Hundebabys in Zeiten von Corona

Die Nachfrage nach tierischen Mitbewohnern ist in Zeiten der Corona-Pandemie enorm gestiegen. Die Lockdown-Phase und das Homeoffice treiben Tierfreunde leider vermehrt auch zu unseriösen Züchtern und skrupellosen Händlern. Vor allem Hundewelpen sind derzeit heiß begehrt, kämen oft aus Hundefabriken aus dem Ausland, heißt es auf der Internetseite des Deutschen Tierschutzbundes. Viele davon befinden sich in Südosteuropa, aber auch Belgien ist eine Hochburg. „Es geht rein um den Profit, das Leid der Tiere dort ist unermesslich.“ Die Muttertiere werden in einer sogenannten Vermehrerstation „wie am Fließband“ gedeckt – oft unter grausamen Bedingungen. Sie vegetieren jahrelang in engen Verschlägen oder Käfigen. Sind sie nicht mehr „zu gebrauchen“, ist ihr Schicksal besiegelt.

Viel zu früh vom Muttertier getrennt

Meist werden die in der Regel viel zu früh vom Muttertier getrennten Welpen über Internetplattformen und Social-Media-Kanäle angeboten. Sie sind weder entwurmt noch mit wichtigen Impfungen versorgt, werden dann unter tierschutzwidrigen Bedingungen nach Deutschland transportiert. „Dieses Jahr hatten wir Tiere, die in einen Bananenkarton gesteckt, ohne Luftschlitze, in einem Transporter versteckt waren“, erzählt eine Sprecherin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Im Tierheim müssen die Welpen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen dann monatelang in Quarantäne. „Sie werden isoliert, in der Lebensphase, in der sie eigentlich Lernerlebnisse bräuchten, genau wie soziale Kontakte zu Menschen und anderen Hunden“.

Kriminelle gehen raffiniert vor

Der illegale Handel mit den Tieren gilt inzwischen als drittgrößte Einkommensquelle nach dem organisierten Drogen- und Waffenhandel in der EU. Jeden Monat werden etwa 50.000 Welpen zwischen den europäischen Ländern gehandelt. Rund 500.000 Hundewelpen werden von einer straff organisierten Tiermafia jährlich nach Deutschland gebracht, meist aus Südosteuropa, aus Bulgarien, Polen, Ungarn, Serbien oder Rumänien. Aber auch „Hobby-Schmuggler“ gibt es einige: Ausländische Arbeiter, die während des Heimaturlaubs noch gleich ein paar Welpen einpacken, um sie hier zu verkaufen. Die kriminellen Händler gehen beim Anpreisen der Welpen oft sehr raffiniert vor: Die Anzeigen im Internet oder in Zeitungen sind kaum noch von seriösen Anbietern zu unterscheiden, die Preise relativ normal, schriftliche Anfragen werden freundlich beantwortet. Spätestens bei der Übergabe sollten Interessenten allerdings stutzig werden: Es werden oft scheinheilige Gründe vorgeschoben, dass zum Beispiel eine Übergabe auf einem Parkplatz stattfinden muss, weil die Wohnung gerade renoviert wird. Auf der Bestellkarte der illegalen Tierhändler stehen natürlich nicht nur Hunde, sondern auch Katzen, Hamster, Meerschweinchen und immer mehr exotische Tiere wie Schlangen, Affen und sogar Kängurus. Tiere, die von den illegalen Händlern und Schmugglern nicht schnell zu Geld gemacht werden können oder krank sind oder auch nur so aussehen, werden „entsorgt“.

Grenzen dicht: Zahlreiche Hundebabys getötet

Besonders schlimm wurde es für viele der Tiere, als coronabedingt die Grenzen geschlossen wurden. Die Hundehändler konnten ihren im Ausland „produzierten“ Welpennachwuchs nicht mehr an den Mann und die Frau bringen – viele Hundebabys wurden daher einfach getötet. Seit Wiedereröffnung der Grenzen boomt der Transit jedoch wieder…

Viele Tierschutzorganisationen und zahlreiche Tierärzte fordern schon seit Jahren von der Politik effektivere Maßnahmen und höhere Strafen für illegalen Tierhandel. Bußgelder und Verwahrkosten würden von den Händlern meist miteinkalkuliert, heißt es dazu auch vom Tierschutzverein Lüneburg. „Tierverkäufer müssten identifizierbar sein, ausschließlich registrierte Hunde dürften angeboten werden“.

„Stopp den Welpenhandel“

Ein wenig scheint sich jetzt zu bewegen: Unter dem Titel „Stopp den Welpenhandel“ hat das Bundeslandwirtschaftsministerium jüngst eine Informationsoffensive gestartet. Ziel: Den kriminellen Tierhändlern das Handwerk zu legen. undesministerin Julia Klöckner: „Haustiere können eine große Bereicherung für das Leben von uns Menschen sein. Aber Tiere sind nicht irgendeine Ware – wer zum Beispiel einen Hund kaufen und halten möchte, trägt besondere Verantwortung. Auch dafür, woher das Tier stammt und wie es aufgezogen wurde!“

Worauf jeder beim Welpenkauf achten sollte:

  • Die Welpen sollten beim Züchter nur vor Ort gekauft oder aus einem Tierheim übernommen werden. Kofferraumangebote auf Parkplätzen sind höchst verdächtig.
  • Das Muttertier sollte beim Kauf unbedingt anwesend sein.
  • Die Welpen sollten nachweisbar geimpft und älter als acht Wochen sein.
  • Ein Kauf sollte grundsätzlich gut informiert und nicht spontan erfolgen.

Tipp: Mit dem Portal www.haustier-berater.de unterstützt das Bundeslandwirtschaftsministerium potentielle Haustierkäufer dabei zu prüfen, welches Tier überhaupt zu den eigenen Lebens-umständen passt. (RT)

Krimineller Welpenhandel boomt
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